Nottinghill Carnival 2001

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Nottinghill Carnival 2001 Karneval im August. Leicht bekleidet mit dem obligatorischen Räucherwerk und sprühender, caribischer Lebensfreude. Welch ein Unterschied zum "Humtataa"-grölenden Volk, das Jahr für Jahr kölschtrinkend in Gummistiefeln durch den deutschen Schneematsch tappt.

Nottinghill Carnival 2001 Was 1963 als Strassenfest einer kleinen minderheit caribischer Einwanderer begann, entwickelt sich 37 Jahre später zum grössten Strassenfest Europas. Über 2 Millionen Menschen feiern jedes Jahr am letzten Augustwochenende den Megasoundsystemevent! Notting Hill, ein Stadtteil Londons nördlich vom Hydepark wird für 2 Tage komplett gesperrt. In allen Strassen stehen häuserwandgrosse Boxensysteme. Die Bässe hämmern die gesamte Bandbreite der Black Music vom Rocksteady, Oldtime- und Hightechdub, Hardcore Rap, Dancehall, 2Step, Garage - auch Latinsounds und Brazilektro sind bei den Topacts der englischen Plattenverdrehern vertreten.

Nottinghill Carnival 2001 Anfang der 60er Jahre. Eine Masseneinwanderung aus der Caribic versorgt England, speziell london mit billigen Arbeitskräften. 1962 erklärte Jamaica seine Unabhängigkeit von Grossbritannien. Tausende Jamaicaner mit britischen Pässen nutzten die letzte, legale Chance zur Übersiedlung und verwandelten innerhalb kürzester Zeit Stadtteile Londons, wie Camden, Brixton und Notting Hill, zu caribischen Enklaven.

Mit ihnen kam Ihre Music! Während in Jamaica BOB MARLEY, KING TUBBY, LEE SCRATCH PERRY, DIE SKATALITES und viele mehr den Siegeszug des Reggae antraten, entwickelte sich in England eine ganz andere Variante des Reggae und Dub. Aus Jamaica stammende Musiker wie ASWAD, MISTY IN ROOTS, LINTON KESI JOHNSON und die TWINKLE BROTHERS steigen in den 70er und 80er Jahren zu internationalen Topacts auf. Auch zu dem Aufstieg und Erfolg der Soundsystems in Jamaica gibt es eine parrallele Entwicklung in England.

Der mit 5 Jahren nach England gekommene JAH SHAKA (benannt nach den legendären Zulu Warrior) verbreitet schon in seiner Schulzeit mit Röhren Amps undzurückgelassenen Boxen der amerikanischen Soldaten den "neuen Reggae" und die Message von Peace, Love and Unity. Er ist einer der Soundsystempioniere, heute lebende Legende der Roots und Dubcommunity. Seine Auftritte sind spirituelle Zusammenkünfte, sein Sound einzigartig. Auf seinen Touren durch Japan, Amerika, der Caribic und Europa begleitet ihn stets sein selbstgebautes Equipment: Riesige Boxenwände, selbstgebaute Effektgeräte, ein 30 kg Plattenspieler von 1954 (nur einer!), unzählige Eigen- und Co-Produktionen u.a. über sein eigenes Label und natürlich den alten RöhrenAmps, speziell konstruiert um einen satte, fast übersteuerten Bass zu produzieren, der direkt auf den Herzrhytmus übergeht. Ein weiteres typisch jamaicanisches Phänomen ist der Stolz auf Unabhängigkeit und musikalisch- spiritueller Freiheit. Alles bei JAH SHAKA ist selbstgebaut, selbstproduziert und selbstgemanagt - unabhängig von Produzenten und Plattenfirmen.

Nottinghill Carnival 2001

Am Samstag dem 25.8.2001 war es wieder soweit. Der carribean Carnival startete in den Londoner Clubs. JAH SHAKA lud ein ins ROCKET in Camden Town und alle kamen:Italiener, Franzosen, Spanier, Holländer, die New York Posse mit RAS KUSH von JAMMYLAND RECORDS, die englisch/jamaicanische Community mit PRINCE ALLA, den IRATION STEPPERS und natürlich DJs aus der deutschen Dubszene: DJ BAUMINISTA vom DUB SQUAD aus Berlin, JAN BLOOD vom Hannoveraner RE-ignition sound system und ANDY DUB vom FUTURE ROOTS SOUND SYSTEM aus Bonn, der die Londoner Soundsystems mit dem neuesten, frischesten Dub aus deutschen Lande versorgte (siehe ende des artikels). Über 500 waren in dem restlos gefüllten Club und wenige gingen vor dem ende um 7°° morgens.

Nottinghill Carnival 2001 Der Sonntag und Montag gehörte dann den Soundsystems in den Straßen Notting Hills vom Ladbroke Grove über die Potobello Road zum Kensal Green. Umlagert natürlich die Gründungsmitglieder des Carnivals: Das GOOD TIMES SOUND SYSTEM mit NORMAN JAY, die vor kurzem eine wunderschönes Rmx Album veröffentlichten.

In der Portobello Road pulsierte der Salsa und Brasilektro mit dem LATIN RAVE SOUND SYSTEM. Ein Genuss für Auge und Ohren. Ein kompletter Strassenzug tanzt. Gesxchmeidige, schwarze und weisse Körper, aber auch ein 85 jähriger in weissen Leinenanzug - langsam, aber mit dem gewissen Kick in der Hüfte. Um die Ecke die Roots Vertreter von CHANNEL ONE mit MICKEY DREAD und JAH OBSERVER, die direkt aus ihren LKWs mixen. Etwas weiter dröhnt knallharter Raggamuffin und Dancehall vom SAXON SOUND SYSTEM mit TIPPA IRIE und PAPPA LEVI, die auch öfters in Deutschland touren. Eine besondere Show bietet die Crew des PINEAPPLETRIBE SOUND SYSTEMs. Zu den harten, schnellen, fast in den Techno gehenden Dubbeats springt der DJ hinter dem Mischpult hervor, reisst sich schreiend das T-Shirt vom Körper (...do you want more...?) und lässt unter Einsatz einer Luftschutzsirene die Menge toben - wicked!

Getoppt wird diese Show nur noch von dem phattesten Sound des Carnivals. In der strictly black neighbourhood präsentiert die UNIVERSITY OF DUB: ABA SHANTI AND THE SHANTILITES. Einen ähnlichen kultstatus wie JAH SHAKA geniessend, hämmern gigantische Subwoover strictly Nottinghill Carnival 2001 Roots, Dub and Culture. Hier kommt auch der britische Dubnachwuchs zu Wort. Junge MCs, in Meditation versunkene, an Yogis erinnernde Tänzer und der Jüngste aller DJs auf dem Carnival. Höchstens 5 Jahre alt ist der kleine Dread, der an ABA SHANTIs Seite mit dem micro zu den Leuten spricht, Platten raussucht, an den Knöpfen der Effektgeräte und, wie jeder gute DJ das Equipment am Ende mit einpackt.

Wer sich zwischendurch stärken möchte, kann dies an eine der unzähligen caribisch-indisch-afrikanischen Essensstände tun. Vom Fruchtcoctail zum Jerk Chicken gibt es alles. Für ein paar Stunden befinde man sich nicht mehr in den Strassen Londons, sondern eher, wie es scheint, auf inem riesigen, afrikanischen Markt.

Abrundend im wahrsten Sinne des Wortes ziehen 46 Masquerade-, Soca - und Steelbands in den farbenprächtigsten Kostümenden ganzen Tag über durch die Strassen. Ähnliches erlebt man wohl nur in Rio, beim Carneval auf Teneriffa oder auf der New Yorker Mermaidparade. Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, sollte seinen nächsten Londontrip auf jeden Fall auf das letzte Augustwochenende verlegen, wenn es wieder heisst: ARE YOU READY FOR CARNIVAL?

Nottinghill Carnival 2001

Weitere informationen:

Getextet im Oktober 2001 von Andy Dub

die Multimedia CD des FUTURE ROOTS SOUNDSYSTEMS "OUTA SPACE" mit einem Videoclip, 4 selbstproduzierten Remixen, Photos und Presseberichten gibts für 15.- DM bei andydub2000@yahoo.de oder zum Reinschnuppern unter www.futurerootssoundsystem.de


info by Andy Dub (Andreas Eich) for the reggaenode

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